Arbeitgeber und Bildungswerk fordern Öffnungsperspektive für weitere Bildungseinrichtungen

  in Baden-Württemberg | Akademie

Küpper: „Stabile Bildungsträger werden bei Bewältigung der Corona-Folgen dringender denn je gebraucht“.

Die baden-württembergischen Arbeitgeberverbände haben die Landesregierung eindringlich aufgefordert, eine klare Perspektive zur Wiedereröffnung weiterer Bildungseinrichtungen und -träger zu schaffen. „Der Ausbildungs- und Arbeitsmarkt steht aufgrund der Verwerfungen durch die Corona-Pandemie vor gewaltigen Herausforderungen. Hier benötigen Land, Beschäftigte und Betriebe als starke Partner leistungsfähige Bildungsträger und Qualifizierungsdienstleister an ihrer Seite“, sagte Stefan Küpper, Geschäftsführer Bildung der Arbeitgeber Baden-Württemberg und Geschäftsführer des Bildungswerks der Baden-Württembergischen Wirtschaft (BiWe) am Donnerstag in Stuttgart: „Schon jetzt trägt der erzwungene Abbruch von Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik dazu bei, dass die Zahl der Arbeitslosen steigt. Die Politik darf uns als systemrelevante Bildungsträger daher jetzt nicht im Regen stehen lassen.“

Aktuelle Situation der Bildungswerk-Gruppe
Bildungsträger und -einrichtungen wurden analog zu den Schulen in Baden-Württemberg zur Eindämmung der Corona-Pandemie zum 17. März geschlossen. Betroffen sind davon alle Standorte und Niederlassungen der Biwe-Gruppe mit ihren rund 700 Mitarbeitern einschließlich der Tochtergesellschaft BBQ Bildung und Berufliche Qualifizierung gGmbH. Insbesondere der Seminarbetrieb der Akademie für Personal- und Organisationsentwicklung ist nahezu vollständig zum Erliegen gekommen, hier sind nahezu alle Mitarbeiter bereits in der sechsten Woche in Kurzarbeit. Die Maßnahmen zur Arbeitsförderung im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit sowie Projekte anderer Kosten- und Leistungsträger laufen zwar in alternativen Durchführungswegen größtenteils weiter, einige mussten jedoch auch vorzeitig beendet werden. „Für die Teilnehmer bedeutet dies ja quasi zwangsläufig die Rückkehr in die Arbeitslosigkeit“, berichtet Küpper: „Aber die behördlich angeordnete Schließung bringt auch uns und andere Bildungsträger jeden Tag ein Stück weiter in Bedrängnis, je länger der Shutdown andauert. Die Gefahr wächst bedrohlich, dass uns gerade dann die Luft ausgeht, wenn wir ganz besonders gebraucht werden.“

Zahlreiche Handlungsfelder zur Bewältigung der Corona-Folgen
Der Arbeitgeber-Bildungsexperte sieht zahlreiche Handlungsfelder, die zur Bewältigung der Corona-Folgen intensiv bearbeitet werden müssen. Dazu zählen kurzfristig Qualifizierungsangebote während der Kurzarbeit, mittelfristig auch verstärkte Anstrengungen, Menschen durch Qualifizierung wieder in Arbeit zu bringen, die sie auch aufgrund der Pandemiefolgen verloren haben, oder Fortbildungen von Lehrkräften z.B. im Umgang mit digitaler Technik. Absehbar seien zudem erhebliche zusätzliche Anstrengungen, jungen Menschen eine Ausbildungsperspektive zu eröffnen. „Denn es steht zu befürchten, dass in den besonders nachhaltig betroffenen Branchen Ausbildungsplätze verloren gehen oder mittelfristig gar nicht mehr angeboten werden“, sagt Küpper: „Hinzu kommt, dass die erheblichen Qualifizierungsbedarfe, über die wir vor der Corona-Krise diskutiert haben, etwa durch digitale Transformation, Mobilitätswende oder Klimaschutz, nicht geringer geworden sind.“

Umfassendes Konzept der Bildungswerk-Gruppe zur Wiederaufnahme der Betriebsstätten liegt vor
Das Bildungswerk hat der Landesregierung deshalb ein umfassendes Konzept vorgelegt, mit dem eine zeitnahe Wiederaufnahme des Qualifizierungsbetriebs ermöglicht werden soll – bei gleichzeitig maximal möglichem Gesundheitsschutz für Mitarbeiter und Teilnehmer. Es sieht neben strengen Abstands- und Hygienemaßnahmen auch vor, Präsenzveranstaltungen durch digitale Lernformen zu ergänzen und so auf das notwendige Maß zu reduzieren. „Wir werden strikt auf die Einhaltung dieser Maßnahmen achten. Daher sehen wir keinen Grund mehr, die behördlich angeordnete Schließung unseres Betriebs noch länger aufrecht zu erhalten“, sagt Küpper. Bliebe den Bildungsträgern die schrittweise Rückkehr in die Normalität jedoch noch länger verwehrt, seien mittelfristig auch personelle Anpassungen nur schwer vermeidbar, so der Bildungswerks-Chef: „Dann würden qualifizierte und erfahrene Mitarbeiter ausgerechnet dann fehlen, wenn sie bei unseren Kunden und Partnern in Wirtschaft und Land am dringendsten benötigt würden. Der Bewältigung der Pandemiefolgen wäre damit ein Bärendienst erwiesen.“

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